Irland

Grüne Insel mit (g)rauen Straßen

 

Einer meiner liebsten Autoren von Kurzgeschichten ist Frank O'Connor. Manchmal melancholisch, meist aber mit viel Humor erzählt er von den kleinen Leuten in Cork und auf dem Land. Dieses Irland der 1950er und 1960er Jahre erscheint uns heute so fremd wie Frank McCourts Limerick der 1930er und 1940er und trotz des Zeitabstands von zwei Jahrzehnten kaum besser. Fast immer sind die Menschen bei diesen beiden Schriftstellern bitterarm, doch oft meistern sie schlimme Lebenssituationen mit Bravour, um dann in anderen kläglich zu scheitern. Letztlich liegt darin eine Wahrheit, die wir in den gewichtigen Geschichten der deutschen Literaten leider allzu oft vermissen.

Als Vorleser darf ich zur Lesekostprobe am 5. März begrüßen: Helga von Dosky und Günther Strehle.

 

Pressemeldung bzw. Vorankündigung:

Sehnsuchtsort Irland?
Das Land der Dichter in der 1. Lesekostprobe 2010

Das oft als "grüne Insel" verklärte Irland und seine Bewohner stehen im Zentrum der ersten Lesekostprobe 2010 am 5. März. Mit Gedichten und Geschichten von William Butler Yeats über Frank O'Connor bis Frank McCourt wird dem typisch "Irischen" nachgespürt. Dabei stellt sich heraus, dass die Heimat dieser Autoren meist nicht das idealisierte grüne Eiland sondern v.a. das raue Ende Europas war und oft alles andere als einen Sehnsuchtsort darstellte. Heinrich Böll, dem fälschlicherweise Auswanderungspläne unterstellt wurden, hat aber in den 1950er Jahren noch beides erlebt und im noch heute lesens- und liebenswerten "Irischen Tagebuch" aufgezeichnet.

Wer sich mit ihm auf eine Lesereise an den westlichen Rand Europas begeben möchte, ist bei der kommentierten Lesung von Christine Fößmeier in der Moosburger Kaffeemanufaktur im Weingraben 32 am kommenden Freitag um 19:30 Uhr herzlich willkommen. Um Reservierung unter 08761 720 75 20 wird gebeten. Als Vorleser konnten dieses Mal Helga von Dosky und Günther Strehle gewonnen werden.

Mehr Informationen gibt es wie immer unter www.lesekostprobe.de.

 

Zur Veranstaltung:

Günther Strehle, Christine Fößmeier, Helga von Dosky

Das Dreigespann der "Irland"-Lesekostprobe: Günther Strehle, Christine Fößmeier und Helga von Dosky
(Foto: Thea Band)

 

Günther Strehle, Christine Fößmeier, Helga von Dosky

Sogar irisches Bier gab es!
(Foto: Thea Band)

 

Stilecht konnte die 1. Lesekostprobe 2010 begangen werden: Die Kaffeemanufaktur bot an diesem Abend neben Irish Coffee sogar irisches Bier (Guinness & Kilkenny) an. Und auch das zahlreiche Publikum passte und ging mit den Texten zu den Themen "Annäherung an Irland" (oder auch: "Reisen nach und in Irland"), "Dichtkunst", "Religion", "Limerick" und "Der irische Charakter" gut mit.

Trotz der oft traurigen Inhalte wussten die ausgewählten Autoren ihre Geschichten stets mit Ironie zu würzen. So wurde an diesem Abend zwar (hoffentlich) mancher Zuhörer zum Nachdenken angeregt. Meistens wurde jedoch herzhaft gelacht. Zu bizarr waren die Erlebnisse von der ersten Beichte eines kleinen Jungen bei Frank O'Connor, Frank McCourts Erstkommunion oder die Erzählung von einem Zigeuner, der mit einem, zwei oder vielleicht sogar drei Eseln von Kilmacshanahan nach Kilmacnamaramaragull reisen wollte.

 

Lesetipps:

Neben der Leseliste zur Veranstaltung, zu der (auch) hier der LINK zu finden, kann man natürlich auch pauschal einige Tipps geben:

Frank O'Connor: empfehlenswert sind alle seine Erzählungen! Mein persönlicher Favorit: "Die erste Beichte".

Frank McCourt, "Angela's Ashes" / "Die Asche meiner Mutter": ein Muss für jeden, der irische Autoren lesen möchte

Liam O'Flaherty, "Tiergeschichten": ein weiterer Autor großartiger Erzählungen

Seamus Heaney, "The Haw Lantern" / "Die Hagebuttenlaterne": Gedichte des Nobelpreisträgers für Literatur von 1995 - kein Muss, manchmal etwas gewichtig, für Literaturkenner interessant

Heinrich Böll, "Irisches Tagebuch": ein Klassiker, der das typisch "Irische" einfängt, obwohl der Text von einem Deutschen stammt...

Roddy Doyle, "The Committments": Die Vorlage zum gleichnamigen Film, der ebenfalls absolut sehenswert ist. Erwähnenswert sind auch Doyles "The Snapper" (ebenfalls verfilmt) und "Paddy Clarke Ha Ha Ha", das den Booker Prize gewonnen hat.

Letztlich wären jedoch noch viele weitere Namen zu nennen, sei es Samuel Beckett, Edna O'Brien, Sean O'Faolain, Sean O'Casey oder George Bernard Shaw, um nur wenige große Autoren zu erwähnen, oder unter den weniger gewichtigen, aber dennoch amüsant zu lesenden Schriftstellern/Schriftstellerinnen z.B. Una Troy.

 

Kochtipp: Irish Stew

Auch wenn in Irland selbst Irish Stew als "Arme-Leute-Essen" gilt, ist dieses Gericht einfach genial - eigentlich einfach zuzubereiten, und es schmeckt genial. Hier also das Basisrezept, wobei ich persönlich diese Variante jeder anderen mit Karotten oder Kohl vorziehen würde.

Zutaten:

500 g mageres Hammel- oder Lammfleisch, gewaschen, trockengetupft, klein geschnitten oder "gewürfelt"
750 g geschälte und in nicht allzu dünne Scheiben geschnittene Kartoffeln
400 g in Scheiben geschnittene Zwiebeln
Salz und Pfeffer und Thymian
1 Lorbeerblatt
1/2 Liter heisse (?) Fleisch- oder ggf. Gemüsebrühe
frische Petersilie zum Dekorieren

Zubereitung:

Mehrfach je eine Schicht Kartoffeln, Fleisch und Zwiebeln in einen Kochtopf geben, und dabei mit den Kartoffeln beginnen und aufhören. Jede Schicht auch würzen - mit dem Thymian natürlich etwas vorsichtiger (oder diesen erst zum Schluss dazugeben). Abschließend Lorbeerblatt hinzufügen. Alles mit heißer Fleischbrühe aufgießen. Im geschlossenen Topf und bei niedriger Temperatur ca. 45 Minuten garen.

Hinterher nach Geschmack mit Petersilie garnieren.

Nach meinem persönlichen Empfinden sollte die Konsistenz zwischen "Suppe" und "Eintopf" liegen, obwohl Irish Stew in Lokalen in der Regel als Eintopf serviert wird.

 

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