Der doppelte Orient

Zwischen Wirklichkeit und Fantasie
Veranstaltung mit Klaus Kuhn

 

Dem Orient zwischen Wirklichkeit und europäischer Fantasie widmet sich die letzte Lesekostprobe des Jahres an gleich zwei Freitagen, dem 12. und 19. November. Zusammen mit dem Politikwissenschaftler und Journalisten Klaus Kuhn beleuchtet Christine Fößmeier am kommenden Freitag zunächst den vorwiegend vom Islam geprägten Orient. Der Bogen spannt sich dabei vom Koran und damit verbundenen Lebensregeln über persische Dichter des Mittelalters bis zum Werk des Literatur-Nobelpreisträgers Nagib Machfus. Am 19. November kommen eher die europäischen Autoren zu Wort. Beschworen wird die geheimnisvolle Atmosphäre des Harems und von 1001 Tagen und Nächten.

Schwül-schwülstiger Orientalismus und Karl May prägen schließlich noch immer unser Klischee vom Nahen und Mittleren Osten, der sich darin zurecht nicht wiederfinden will. Die Ferne und das Fremde locken westliche Touristen nach Ägypten und Marokko, während sie gleichzeitig als etwas anderes als die eigene Kultur Angst einflößen können. Es ist wohl dieser Zwiespalt, der das Verständnis zwischen Okzident und Orient so oft so schwer macht. Umso wichtiger ist es, die islamische Realität und die Hintergründe der westlichen Fiktionen kennenzulernen.

Leider kann bei diesen Veranstaltungen nicht auf die Kunst des Orientalismus hingewiesen werden, die ihre Blütezeit in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte. Dem literarischen Orientalismus huldigt Gustave Flaubert u.a. in seinem Roman "Salambô". So detailreich die künstlerischen wie literarischen Darstellungen auch sein mögen, können oder wollen diese Werke jedoch nicht orientalische Wirklichkeit wiedergeben. Manchmal geht es nur um das Abbilden nackter Frauenkörper, oft aber auch um die Diffamierung der Orientalen als lüstern und/oder grausam. Kein Wunder also, dass die ohnehin von Geheimnissen umgebene Welt des Harems, eines der Lieblingsthemen der Maler wurde.

Bompard, Haremsszene, um 1900

Maurice Bompard, Haremsszene, um 1900

 

Lesetipps:

- Der Koran
- Khalil Gibran, Der Prophet
- Nagib Machfus, Echnaton
- Goethe, West-östlicher Diwan
- Gustave Flaubert, Salambô

 

Foessmeier, 'Integration 1'

Christine Fößmeier, "Integration 1", 2008-2010

 

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